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Luther vs. Luther: Wer hat was gesagt?

  • Anne Kankainen, Bernd Franke, Elliot Riley, Hans-Joachim Lustig, Pastor Dr. Stefan Holtmann. Bild: Reinhard Frank

„Luther Quiz“ lautet der Titel eines Werkes des Komponisten Bernd Franke. Ein Titel, der in die Irre führen kann, denn es handelt sich dabei keinesfalls um die für kirchliche Zwecke angepasste Variante einer TV-Quizsendung. Entstanden ist es als Auftragskomposition der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien mit Unterstützung durch die Kulturstiftungen des Landes Schleswig-Holstein und des Kreises Rendsburg-Eckernförde, des Ministeriums für Justiz, Kultur und Europa sowie „reformation-im-norden“. 

Die Uraufführung fand am Himmelfahrtstag in der Christkirche Rendsburg statt. Franke ist Professor für Komposition, Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, Tonsatz und Analyse an der Leipziger Universität. In Kooperation mit den Nordkolleg Rendsburg stellte er die Musikreferentin Anne Kankainen mit den Akteuren vor. „Können Sie erraten, wer was gesagt hat?“ ist der Einstieg in das Werk für Männerchor und Saxofonquartett, das zum Kennenlernen gleich zwei Mal erklang. Zitate von Martin Luther und Martin Luther King Jr. werden gegenüber gestellt. Damit entstand eine Verbindung vom spätmittelalterlichen Theologen Martin Luther zum amerikanischen Pastor und Freiheitskämpfer sowie die Erkenntnis, „dass beide Gedanken formuliert haben, die bis heute aktuell sind“, so Pastor Dr. Stefan Holtmann. Beim ersten Hören wirkte das knapp 20-minütige Werk anfangs zwar noch neu. Man war jedoch gespannt auf Zusammenhänge und -klänge des Saxofon-Quartetts mit den Männerstimmen des Sonux-Ensembles aus Uetersen (Leitung: Hans-Joachim Lustig). 

Vier spielend einziehende Saxofonisten nutzten den Raumklang der Christkirchen-Akustik, dann der Chor mit direkter Ansprache des Publikums: „Können Sie erraten, wer was gesagt hat?“ flüstern sie und erzeugen ein Stimmengewirr, das schließlich auf dem Chorpodest endete. Sprech-, Chor- und Sologesang, abwechselnd mit dem Saxofonquartett. Bernd Frankes Komposition enthält in englischer Sprache fünf Erklärungen der beiden Luthers, bei denen es zu raten galt, ob sie vom Reformator Martin Luther oder dem amerikanischen Bürgerrechtsidol des 20. Jahrhunderts, Martin Luther King Jr., stammten. Darin auch „Die Zeit des Schweigens ist vorbei und die Zeit zu reden ist gekommen“ mit Anklängen an George Gershwins „It ain’t necessarily so“ als Hinweis auf den passenden Luther.

Das Luther-Quiz endet mit einem Epilog der amerikanischen Dichterin Emily Dickinson (1830-1886) mit Bezug auf die aktuelle Wirklichkeit: „Hätten wir doch Augen im Kopf – wie gut, dass wir sind blind – wir schauten auf die Erde nicht – so gänzlich ungerührt….“ Ergänzt wurde das Konzert durchs gesungene „Dona nobis pacem“ von Winnie Bruckner (geb. 1979) und instrumental mit J.S. Bachs „Italienisches Konzert“ sowie Arvo Pärts „Summa“ vom Raschér-Quartett: Brücken in traditionelle Komponierkunst, die nun irgendwie „alt“ und weniger anregend erschien. Langer, kräftiger Beifall und intensiver Austausch mit dem Komponisten schlossen den Abend ab.

Text: Reinhard Frank

Kirche im Norden