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25 Euro-Cent pro Schulkind und Monat

  • Schulrektor Hassan Seshambi, Vorschullehrerin Aina Koshuma von der Karambacha-Schule in Usangi sowie Grundschullehrerin Chedi Beghetua von der Makandeni Primary School waren im Juni in Eckernförde zu Gast.

Rendsburg-Eckernförde. Mit diesem Betrag müssen auch die Lehrerinnen und Lehrer an den beiden Schulen in den Pare-Bergen im Norden Tansanias auskommen, um ihren Bildungsauftrag an den Kindern der Region zu erfüllen. Der Schulrektor Hassan Seshambi und die Vorschullehrerin Aina Koshuma von der Karambacha-Schule in Usangi und die Grundschullehrerin Chedi Beghetua von der Makandeni Primary School waren im Juni im Raum Eckernförde zu Gast; der Verein „Die Schule in Afrika“ unterhält seit mehr als 10 Jahren eine Partnerschaft zu diesen Schulen und unterstützt die Anstrengungen der Lehrer. Zusätzlich werden vor allem Mädchen und junge Frauen durch Stipendien in ihrer schulischen und zum Teil auch beruflichen Ausbildung gefördert.

„Sie können ja mal ausrechnen, was bei knapp 300 Schülerinnen und Schülern machbar ist, wenn der Staat eben diese 25 Cent zahlt“, stellte Frau Hannelore Pischke in den Raum, als die drei Lehrkräfte einem Kreis von Interessierten im Eckernförder Familienzentrum von ihrer Schularbeit berichteten. „Davon müssen Schulbücher, Lehrmaterial, Kreise, die Bürokosten, Prüfungsunterlagen und auch die immer wieder notwendigen Unterhaltungskosten für die Gebäude bezahlt werden.“ 

„Und zumeist sitzen mehr als 40 Schulkinder in unseren Klassen“, ergänzt Schulleiter Hassan Seshembi. „Oft genug kommen die Kinder auch ohne Frühstück in die Schule. Wir würden ihnen gerne eine warme Mahlzeit geben können, aber dazu reicht das Geld nicht. Darum versuchen wir, eigene Einnahmen zu erwirtschaften; so haben wir jetzt damit begonnen, einen Teich für die Zucht von kleinen Fischen anzulegen. Die Fische werden dann an die lokale Bevölkerung verkauft.“

„Die Eltern unserer Schulkinder sind zumeist Kleinbauern. Was sie erwirtschaften, reicht nicht weit; und deshalb haben die Kinder oft auch keine Schulhefte, Rucksäcke und Stifte“ berichtet Vorschullehrerin Aina Koshuma. „Deshalb sind wir Euch sehr dankbar dafür, dass Ihr es ermöglicht, den Erstklässlern einen Schulrucksack, Schreibstifte und Hefte zu schenken.“ Und dabei blitzen die Augen der engagierten Frau und strahlen voller Energie, als wollte sie mitteilen: Wir haben wirklich nicht viel Geld, aber viel an Zuwendung und Liebe für die Kinder; sie haben doch das Recht auf Förderung und Bildung!

Frau Chedi Beghetua unterrichtet die erste Klasse der noch weiter abseits gelegenen Makadeni-Schule. Dort ist die Situation noch ärmlicher, sowohl was den Zustand der Gebäude als auch die Ausstattung mit Schulmaterial anbetrifft. Recht vorsichtig und eher zurückhaltend berichtet die junge Lehrerin: „Es ist wirklich schwer für unsere Schulkinder; nicht nur, weil auch sie oft in die Schule kommen, ohne gefrühstückt zu haben. Dann schlafen einige einfach auch mal im Unterricht. Und die Eltern haben kaum Möglichkeiten, ihre Kinder schulisch zu unterstützen.“ Weil ein Mitglied des Vereins „Die Schule in Afrika“ einem Angehörigen in den USA von der Situation berichtet und damit eine Spende ausgelöst hatte, konnte Helga Galow-Dahms der Lehrerin Chedi Beghetua während der Veranstaltung eine Scheck über 1.000 US-Dollar überreichen - ein liebevoll-warmer Segen für die ärmliche Schule in den Pare-Bergen.

Während des 2-wöchigen Aufenthalts haben Hannelore Pischke und ihr Verein mehrere Besuche an deutschen Schulen organisiert. „Wir möchten den Lehrern Gelegenheit geben, unsere Schulsituation kennen zu lernen und mit den Kollegen in Austausch zu kommen. Und wir haben auch eine Bücherei besucht, da die Karambacha-Schule eine Schulbibliothek aufbaut, um den Kindern Anreize zum Lesen zu geben. Bücher sind in Tansania sehr teuer, die kann man sich nicht mal eben so leisten. Nun werden die Schüler Bücher ausleihen können.“

Auf dem Programm der verbleibenden Besuchstage stand daher unter anderem auch die Information über Solarlampen auf dem Programm; denn eines überraschte die tansanischen Gästen mitten im norddeutschen Juni denn doch: Selbst um 22 Uhr ist es noch fast taghell, während es in Tansania das ganze Jahr hindurch ab 18 Uhr dunkel ist. „Wie sollen die Kinder und Jugendlichen aber in ihrem zuhause ohne Strom abends noch lernen können?“ fragt Hannelore Pischke. „Deshalb erkundigen wir uns nach Möglichkeiten, mit Solarpanels und Solarleuchten für Licht zu sorgen.“ 

Es sind so sehr unterschiedliche Welten, die hier zusammenkommen - und doch ist es für alle Menschen die eine Welt, in der wir leben. Wie gut wäre es, allen den gerechten Anteil an den Möglichkeiten zu geben, die vorhanden sind, angefangen bei Nahrung, bei Bildung und beruflicher Ausbildung. Der Verein „Die Schule in Afrika“ kann keine Berge versetzen, tut aber das Mögliche, um in der Partnerschaft mit dem Lehrer-Kollegium an den beiden tansanischen Schulen in den Pare-Bergen aus 25 Cent staatlicher Förderung und eigenen Beiträgen so viel wie möglich für die Kinder in Usangi und Umgebung herauszuholen. 

Die Arbeit der Partnerschaftsgruppe „Schule in Afrika“ wird vom Arbeitsbereich Ökumene des Ev.-Luth. Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde begleitet. Der Kirchliche Entwicklungsdienst der Nordkirche fördert das Stipendienprogramm für die tansanischen Schülerinnen und hat auch die Flugkosten für diese Begegnung übernommen. Wer sich über die Geschichte und aktuellen Vorhaben des Vereins informieren will, findet unter  http://www.die-schule-in-afrika.de/ weitere Reiseberichte, Fotos und Eindrücke. 

(Henning Halver / Ökumenische Arbeitsstelle des Ev.-Luth. Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde)

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