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„Pflege ist nicht frei von Konflikten“

  • Agnes Retzlaff (links) und ihre Mutter Maria Ciolkowski (rechts). In der Mitte Diana Ciolkowski, Schwägerin von Agnes Retzlaff.

Agnes Retzlaff versorgt ihre pflegebedürftigen Eltern. Sie bindet dabei einen Pflegedienst ein, denn sie kennt die Gefahren der Überforderung, wenn Fachkräfte außen vor bleiben. 

Die gebürtige Schacht-Audorferin wirkt resolut und weiß, wovon sie spricht. Agnes Retzlaff macht klare Ansagen, wenn es um Pflege geht. Ihr Handwerk hat sie außerdem gelernt. Sie hat eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert und anschließend im elterlichen Betrieb eine zweite Lehre als Gas- u. Wasserinstallateurin abgeschlossen. Damit nicht genug: Im Juli 1990 verlieh ihr die Handwerkskammer den Meisterbrief.  

Die längste Zeit ihres Berufslebens verbrachte sie jedoch in der Pflege. „Trotz meines Erfolgs im Handwerk merkte ich bald, dass es mich unwiderstehlich zu Menschen zieht. Also habe mir den weißen Kittel doch wieder angezogen“, berichtet sie. Ihre Durchsetzungsfähigkeit und Flexibilität halfen ihr. In einem Pflegedienst war sie zuletzt für die Planung der Einsätze und für die Qualität verantwortlich. 

Dass Pflege belastend ist, weiß sie aus eigener Erfahrung. Ein chronischer körperlicher und psychischer Erschöpfungszustand – Neudeutsch „Burnout“ genannt – war der Grund, früher in Rente zu gehen. Daraus hat sie gelernt: „Häusliche Pflege ist Zusammenarbeit. Die Hilfsbedürftigen sollen bei der Pflege mitmachen, soweit sie können. Die Angehörigen ebenfalls. Und ein Pflegedienst unterstützt in medizinisch-pflegerischen sowie bei hauswirtschaftlichen Aufgaben. Der Mix macht’s“. 

In der Theorie klingt das einleuchtend. Auch ein Heimaufenthalt lässt sich so vermieden. Das sei wichtig für viele Menschen, denn „wer zieht schon gern freiwillig ein Pflegeheim?“, fragt die 59-Jährige skeptisch. In der Praxis sei häusliche Pflege aber keineswegs immer frei von Konflikten.  

„Meine Eltern leben seit rund 20 Jahren mitten in Rendsburg. Beide sind in unterschiedlichem Grad pflegebedürftig. Meine Mutter verlangt manchmal, dass ich die Medikation überwache. Das will ich nicht. Ich will meinen Eltern als Tochter begegnen, nicht als ‚Schwester‘. Medikamente, Grund- und Fachpflege – all das übernehmen deshalb die Mitarbeiterinnen von Pflege LebensNah.“ Agnes Retzlaff hat den Rendsburger Pflegedienst gewählt, weil sie beruflich Mitarbeiterinnen dieses diakonischen Anbieters kennengelernt hat, als es um die Versorgung von Schmerzpatienten ging. „Außerdem hat meine Tochter eine Nachbarin gehabt, die von Pflege LebensNah sehr gut versorgt wurde.“  

Wenn es Unstimmigkeiten gibt, vertritt sie ihre Interessen und die ihrer Eltern. „Für einen Pflegedienst ist die Koordination der Einsatzzeiten ein Problem. Alle Pflegekunden wollen fast zur gleichen Zeit in den Tag starten. Beim Aufstehen, Anziehen und beim Frühstück benötigen sie Unterstützung. Die Schwestern können aber nicht überall gleichzeitig sein.“ Einsicht in die Probleme bedeutet nicht, kleinbeizugeben. „Eine Zeitlang kamen die Mitarbeiterinnen von Pflege Lebensnah immer später. So ging das nicht! Ich habe deutlich gemacht, wie wichtig ein geregelter Tagesablauf für meine Eltern ist. Jetzt läuft es deutlich besser.“ Sie betont, wie hilfreich es sei, dass sie im Pflegedienst feste Ansprechpartner habe. „Die haben immer ein offenes Ohr für mich. Das ist mir und auch meinen Eltern wichtig.“  

Ihr Fazit: „Pflegende Angehörige sollten sich unterstützen lassen. Das ist eine Art Selbstschutz und Selbstpflege. Bei der Auswahl des Dienstes rate ich, das Leistungsspektrum genau durchzusprechen. Was genau der Dienst leisten kann und was nicht, sollte klar sein. Wichtiger noch: Die Chemie muss stimmen. Pflege ist das Miteinander von Menschen. Dabei braucht es gegenseitigen Respekt, Zuhören und ein gutes Gefühl“.

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