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Eine letzte Ruhestätte für die Sternenkinder

  • Sie kümmern sich um die Bestattungen: Pastorin Bettina Röhlk, Friedhofsverwalter Detlef Tiedemann, Hebamme Stefanie Dangel, Trauerbegleiterin Barbara Deuber und Bestatter Marcel Rückert vom Bestattungsinstitut Höhling.
  • Die Grabanlage auf dem Friedhof Rendsburg-Neuwerk.
  • Einige Gräber sind verziert und werden regelmäßig gepflegt.
  • Die Sternenkinder werden in einem Sarg gemeinsam bestattet.

Rendsburg – Es ist ein ebenso trauriger wie wichtiger Termin. Viermal im Jahr steht ein kleiner Sarg in der Kapelle des Friedhofs Rendsburg-Neuwerk. Ein Sarg, nur etwas größer als ein Schuhkarton. Er ist für die Kinder, die in den Krankenhäusern in Eckernförde oder Rendsburg nicht lebend zur Welt kommen konnten und weniger als 500 Gramm wiegen. Wenn sie schwerer sind, gilt eine Bestattungspflicht für jedes einzelne Kind. Die leichteren Kinder, sogenannte Sternenkinder, die bei einem dieser Termine gemeinsam in einem Sarg liegen, sollen aber ebenfalls würdig beigesetzt werden.

Zu diesem Zweck haben sich die imland Kliniken, die Krankenhausseelsorge des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde und das Bestattungsinstitut Höhling zusammengetan und sorgen für den passenden Rahmen. Dies soll als kostenfreies Angebot Eltern unterstützen, die von einem Schicksalsschlag getroffen wurden. Ihr Kind konnte nicht leben. Die leitende Hebamme der imland Kilinik, Stefanie Dangel, hat viele der Eltern begleitet. „Sie wollen wissen, welche Wege macht das Kind, bis es die letzte Ruhestätte gefunden hat“, sagt sie.

Diese Wege von der Station über die Pathologie bis zur Bestattung auf dem Friedhof zeigen die Hebammen den Eltern auf, das beruhige sie, sagt Dangel. Für viele sei ebenfalls wichtig, eine Erinnerung vom Kind zu haben. Wenn möglich, werden auch Fotos oder Fußabdrücke gemacht. „Es gibt selten Paare, die nichts sehen wollen, aber auch da machen wir Fotos und halten sie vor, falls sie doch noch ihre Meinung ändern.“

Heute wird offen mit dem Thema Fehlgeburten umgegangen. Das war früher anders. Und so gibt es auch bei den Bestattungen der Sternenkinder viermal im Jahr unterschiedliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die betroffenen Eltern sind oft gar nicht dabei, dafür Menschen, die früher das gleiche Schicksal erlebt hätten, sagt Marcel Rückert vom Bestattungsinstitut Höhling. „Wir haben oft alte Eltern dabei, die die Bestattung stellvertretend begleiten, da sie beispielsweise vor 30 Jahren nicht die Möglichkeit hatten.“

 

Barbara Deuber, die als Trauerbegleiterin beim Bestattungsinstitut Höhling arbeitet, erzählt von einem Fall, der sich am Rande der letzten Bestattung im August zugetragen hat. „Nach dem Termin saß eine Frau in der Kapelle. Sie hat vor einiger Zeit ihr Kind verloren, wollte zu dem Termin kommen, konnte das aber aus irgendeinem Grund offenbar nicht rechtzeitig“, sagt sie. Und so kam sie, aber sie kam zu spät. „Vielleicht ist sie das nächste Mal ja richtig dabei“, sagt Barbara Deuber. Sie hofft, dass künftig mehr Betroffene zu den liebevoll vorbereiteten Bestattungen kommen.

 

„Oft in den vergangenen Jahren waren wir nur zu dritt“, sagt Pastorin Bettina Röhlk, die als Krankenhausseelsorgerin in Rendsburg und Eckernförde arbeitet und die Bestattungen seit 2006 begleitet. Sie oder ihre Kollegin Frauke Bregas, die die Andacht halten, der Bestatter und ein Mitarbeiter des Friedhofs. „Ich sehe es als meine Aufgabe, stellvertretend für die Betroffenen da zu sein“, sagt Röhlk. „Die Kinder bekommen ein würdevolles und tröstliches Abschiedsritual.“ Dass nur wenige Eltern in die Kapelle kommen, wundert die Hebamme Stephanie Dangel nicht. „Für die ganz Kleinen findet der Abschied hier in der Klinik statt“, sagt sie. „Vielleicht kommen die Eltern aber später noch zur Grabstelle.“ Da die Hebammen darüber informieren, wissen die Eltern zumindest, dass es den Ort zum Trauern gibt und wo er ist.

Die liebevoll gestaltete Grabstelle auf dem Friedhof zeigt, dass sie von einigen Betroffenen aktiv genutzt wird. Bunte Windräder, kleine Engel und Blumen liegen auf den Gräbern. „Wir haben die Anlage 2006 geplant, der Stein ist von einem Steinmetz gestiftet worden“, sagt Friedhofsverwalter Detlef Tiedemann für die Christkirchengemeinde Rendsburg-Neuwerk. Eltern und Großeltern nähmen die Anlage gut an, selbst die ersten Gräber, mittlerweile über zehn Jahre alt, würden immer noch von Angehörigen gepflegt. „Ansonsten halten wir die Anlage natürlich in Ordnung“, sagt Tiedemann.

Die nächste Bestattung der Sternenkinder auf dem Friedhof Rendsburg-Neuwerk findet am Mittwoch, 27. November, ab 10 Uhr in der Kapelle des Friedhofs statt, die an der Friedhofsallee liegt. Verantwortlich ist dieses Mal Pastorin Frauke Bregas.

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