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Rendsburger Praxis ohne Grenzen erwartet Zulauf

  • Der Arzt Henning Schmidt im Behandlungsraum der Praxis ohne Grenzen in der Moltkestraße.

Rendsburg – Mit der Krise kommen die Insolvenzen. Davon geht Dr. Achim Diestelkamp aus. Er ist ehrenamtlicher Teamleiter der Praxis ohne Grenzen in Rendsburg. „Nachdem die Zahlen der Menschen ohne Krankenversicherung zuletzt abgenommen haben, werden sie nun wohl wieder zunehmen“, sagt er. Spenden kann die Praxis also gut gebrauchen. Aktuell freut sich Dieselkamp über eine Zuwendung in besonderer Höhe: Ein anonymer Spender hat kürzlich 5000 Euro für die Arbeit der Praxis überwiesen. Geld, das für die Behandlung der Patientinnen und Patienten immer gebraucht wird – Facharztbesuche und Krankenhausaufenthalte sind teuer.

Diestelkamp rechnet nun in absehbarer Zeit für die Praxis in der Moltkestraße 1 in Rendsburg mit steigenden Patientenzahlen. Gerade viele Selbstständige, die in der Krise sparen müssen, stellen die Zahlung ihrer Krankenversicherung ein – mit schwerwiegenden Folgen. Diestelkamp erinnert sich zum Beispiel an einen Malermeister, dessen Betrieb es immer schlechter ging – auch weil er selbst gesundheitlich angeschlagen war. Zum Schluss hatte er keine Angestellten mehr, kaum noch Aufträge und kein Geld für die Krankenversicherung. Er zahlte seine Beiträge nicht mehr und verlor den Versicherungsschutz. „Er kam zu uns mit Diabetes und einem Nierenleiden, das er verschleppt hatte“, sagt Diestelkamp. Die Praxis ohne Grenzen schickte den Kranken ins Krankenhaus, kümmerte sich um die Rechnungen und darum, dass er über die Arbeitsagentur und Hartz IV wieder krankenversichert werden konnte.

Auch das Schicksal eines selbstständigen Dachdeckers ist Dieselkamp im Gedächtnis geblieben. Zwei Großaufträge wurden nicht bezahlt, es folgte die Insolvenz. Auch die Krankenkassenbeiträge zahlte der Dachdecker nicht. Als er krank wurde, blieb ihm die Praxis ohne Grenzen als einziger Anlaufpunkt. Sie kümmert sich seit sieben Jahren um eine Erst- und Grundversorgung für Menschen ohne Krankenversicherung und Bedürftige. Jeden Mittwoch von 16 bis 17 Uhr ist die Praxis geöffnet. Mittelständler ohne Krankenversicherung werden ebenso behandelt wie Illegale, also Menschen ohne berechtigten Aufenthaltsstatus, oder auch Obdachlose. Derzeit stehen etwa 235 Patientinnen und Patienten in der Kartei.

Neben den sechs Ärzten versorgen normalerweise neun Helferinnen und Helfer die Patientinnen und Patienten ehrenamtlich – derzeit leisten zwei Ärzte und drei Helferinnen den ehrenamtlichen Dienst. Durch ein gutes Netzwerk zu Ärzten, Apothekern und zum örtlichen Krankenhaus können auch schwierige Fälle gelöst werden. Neben der medizinischen Betreuung berät die Praxis die Patientinnen und Patienten auch dahingehend, wie sie wieder eine Krankenversicherung erlangen können.

Außerdem ist die Praxis, die sich in Trägerschaft des Diakonischen Werks des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde befindet, verantwortlich für die Ausstellung von Kostenübernahmen für Empfängnis verhütenden Maßnahmen für die Familienplanung von Empfängern von Sozialleistungen. Dieses Projekt wird unterstützt vom Kreis Rendsburg-Eckernförde und wird sowohl von Deutschen wie auch von Flüchtlingen angenommen.

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