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Aus der Gemeinde in die Klinikseelsorge

  • Propst Sönke Funck (rechts) verabschiedete Frauke Bregas als Gemeindepastorin in Hamdorf. Klaus-Peter Bregas (links) hat dort nun eine ganze Pfarrstelle.
  • Frauke Bregas blies die Posaune bei der eigenen Verabschiedung (rechts ihr Mann Klaus-Peter Bregas).

Hamdorf – Ein Umzug aus dem Pastorat steht nicht an. Und die neue Arbeit kennt Pastorin Frauke Bregas bereits aus jüngster Vergangenheit, als sie im Kirchenkreis als Krankenhausseelsorgerin ausgeholfen hat. Nun übernimmt sie diese Aufgabe komplett und wird ab dem 1. Juni Nachfolgerin von Pastorin Marion Knutz-Kempendorf an der imland Klinik in Rendsburg. Verabschiedet wurde sie dennoch. Das übernahm Propst Sönke Funck in einem musikalischen Abendgottesdienst in der Hamdorfer Kirche. Dort entpflichtete er Frauke Bregas von ihrer Aufgabe als Gemeindepastorin. In Hamdorf hat sie in den vergangenen sechs Jahren an der Seite ihres Mannes Klaus-Peter Bregas gewirkt. Dieser übernimmt nun die volle Pfarrstelle der Gemeinde, Frauke Bregas hat Zeit und Raum für ihre neue Aufgabe.

Dass alles nicht so ganz einfach ist mit dem Stellenwechsel von Frauke Bregas, hob Propst Funck in seiner Ansprache hervor. Sie gehe und bleibe, sie bleibt und geht. Eine komplexe Situation. Frauke Bregas war stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderats und habe mit ihrem Mann und vielen Ehrenamtlichen viel bewegt. Es sei ein gutes Miteinander in der Gemeinde entstanden. Die Pastorin habe Spuren hinterlassen. „Du hast in dieser Gemeinde, um es einmal eher landwirtschaftlich zu formulieren, gegrubbert und gepflügt, gesät und gedrillt, gedüngt und auch geerntet“, fasst Funck verbunden mit einem herzlichen Dank in Richtung von Frauke Bregas zusammen. Im Krankenhaus werde sie gut zu tun haben.

Frauke Bregas freut sich auf die neue Arbeit. Erfahren ist sie gleichwohl darin: Bereits nach dem Studium in Berlin, wo sie ihren Mann kennenlernte, war sie in Thüringen lange als Klinikseelsorgerin aktiv. „Da geht es schnell um existenzielle Fragen, das ist ein Kern pastoraler Arbeit“, sagt sie. Und vor zwei Jahren begann sie im Rendsburger Hospiz „Haus Porsefeld“. Dort ist sie an einem festen Vormittag in der Woche Seelsorgerin für Sterbenskranke, Angehörige und Mitarbeiter. „Wer es nicht erlebt hat, kann es sich kaum vorstellen, aber ich finde dort immer wieder: Das Hospiz bietet Leben, nicht Sterben“, sagt Frauke Bregas. „Jeder Mensch darf dort seinen Weg gehen, schmerzfrei und mit der Zusage, nicht allein zu sein und keine Angst haben zu müssen.“ Auch sie selber hat ihre Mutter dort bis zum Ende begleitet.

Die 17 Kilometer nach Rendsburg fährt Bregas künftig also öfter. Nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben schenken: Das sei oft das Ziel, das Menschen im Hospiz teilen, sagt die Pastorin. Und einerseits ist das in einem Krankenhaus anders – doch wird es auch hier um Ängste und Vertrauen gehen, um einen veränderten Blick auf das bisherige Leben und neue Perspektiven für das künftige. Bregas wird sich vertraut machen mit der Klinik und um Vertrauen werben bei Patientinnen und Patienten sowie bei den Angehörigen, vor allem aber beim Personal.

„Wenn mir die Dame an der Pforte erzählt, dass da jeden Tag ein Patient kommt und eine halbe Stunde mit ihr redet, kann das ein wertvoller Hinweis sein, dass da jemand Beistand braucht“, sagt Frauke Bregas. Statt einer festen Gemeinde werden künftig also die Klinikangestellten die Konstante bilden – und die Gespräche mit Pastorin Bettina Röhlk, der zweiten Krankenhausseelsorgerin an der imland-Klinik. Es wird dann mehr Einzel- als Teamarbeit sein.

Das war in ihren bisherigen Kirchengemeinden anders, erst in Ost-, dann in Westthüringen. Ihr Mann ist ein gebürtiger Thüringer, ihre vier Söhne sind dort geboren. „Meine Jungs sind alles waschechte Wossis“, sagt sie und grinst, wird aber sofort wieder ernst: „Die können gottseidank mit dem Begriff nichts mehr anfangen. Aber ich als Schleswig-Holsteinerin habe gerade am Anfang gestaunt über die Konflikte um Stasi-Zugehörigkeit und Kirche. Wer sich im Osten für die Kirche entschieden hat, hat das ja viel bewusster getan und sich im Gemeindeleben entsprechend mehr eingebracht. Das fanden wir auch 15 Jahre nach der Wende noch vor – die Haltung war eher ‚Ich diene der Kirche‘ als ‚Die Kirche ist ein Dienstleister‘.“

Und in Hamdorf? „Wir haben ganz tolle Ehrenamtliche hier, das Gemeindeleben läuft sehr gut deswegen“, sagt Frauke Bregas. Ihre Söhne sind alle vier bei den Pfadfindern. Und auf die Eidertaufe am 23. Juni freut sie sich schon – obwohl dann ihr Mann zuständig ist.

Kirche im Norden