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Eine Seelsorgerin nimmt Abschied

  • Propst Sönke Funck, Pastorin Marion Knutz-Kempendorf und Pflegedirektor Andreas Brates (von links).
  • Pflegedirektor Andreas Brates überreicht einen Blumenstraße an Marion Knutz-Kempendorf
  • Der Raum der Stille.

Rendsburg – Es sind bekannte, auswendig gelernte, tröstliche Worte: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“. So beginnt der 23. Psalm in der Übersetzung nach Martin Luther. Für Marion Knutz-Kempendorf steht dieser Psalm über der Predigt in ihrem Verabschiedungsgottesdienst. „Die Worte dieses Psalms haben mich in meinen Leben begleitet“, sagt sie. Ob jetzt in der imland Klinik Rendsburg, wo sie nach 19 Jahren in der Krankenhausseelsorge ihren Dienst beendet oder ob in der Zeit davor. Zuweilen seien ihr die Worte zu viel gewesen, gesteht sie. Zu oft gehört hatte sie sie im Konfirmationsunterricht, bei Trauungen oder Beerdigungen. Im Krankenhaus habe sie die Kraft des wohl bekanntesten Psalms neu erlebt.

„Ich kann ihn auswendig und wenn ich in die Zimmer kam, brauchte ich kein Buch“, sagt sie. Kein Buch, das im Gespräch zwischen ihr und dem Patienten stehen könnte. Und so baut sie die Predigt ihrer Verabschiedung auf die Worte des Psalms auf, nimmt ihn in seine Einzelteile auseinander, weist auf die Bedeutungen der einzelnen Worte und Sätze hin und entfaltet dadurch seine Vielfalt. Zuweilen ruft sie auch die Übersetzung von Martin Buber ins Gedächtnis, die ihr ältester Sohn, der selbst kurz vor der Ordinierung als Pastor steht, zuvor gelesen hat. Ein Psalm mit frischem Wasser, Wandern in finsteren Tälern sowie Gutem und Barmherzigkeit im Hause des Herrn. Ein Psalm, der ein Leben in allen Höhen und Tiefen beschreibt.

Der Gottesdienst im Konferenzraum des Krankenhauses ist ein sehr persönlicher. Natürlich ist die Familie vertreten, der Mann von Marion Knutz-Kempendorf, Matthias Kempendorf, begleitet den Gesang auf dem Akkorden, Manfred Jaspers spielt Geige. Bei einem Lied werden beide von den zwei jüngeren Söhnen unterstützt. Viele Freunde und Weggefährten aus Deutschland und Dänemark sind mit dabei, natürlich auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik. Propst Sönke Funck entpflichtet die Pastorin im Gottesdienst, segnet sie, verliest die Urkunde, übergibt sie ihr aber noch nicht. Denn erst am 1. Juni beginnt der Ruhestand offiziell, erst dann bekommt Marion Knutz-Kempendorf ihre Urkunde.

In seiner Ansprache geht Funck auf ihren Werdegang in Dänemark – wo sie als Angehörige der deutschen Minderheut aufwuchs – und in Deutschland ein. Schon früh habe sie gemerkt, dass sie die Seelsorge interessiere. „Die heilende, stärkende Kraft des Glaubens – sie gibt Dir Kraft, und Du gibst sie weiter“, sagt Funck in Richtung von Knutz-Kempendorf. Sie habe immer den liebevollen, tröstenden Blick Gottes auf die Menschen vermittelt. Auf der anderen Seite seien ihr die Strukturen und Bedingungen im Krankenhaus unheimlich geblieben, sagt Funck. Gleichwohl habe sie sich eingefunden, habe wo nötig gekämpft und einiges erreicht – wie beispielsweise den Raum der Stille oder die Abschiedskultur auf den Stationen.

Sie selbst drückt das so aus: „Meine Aufgabe war jenseits von Therapie und Zielorientierung.“ Das Gespräch oder eine Hand, einfach nur da sein, das tue den Patienten gut, sagt Knutz-Kempendorf. Für diese Arbeit im Krankenhaus bedankte sich nach dem Gottesdienst Pflegedirektor Andreas Brates in seinem Grußwort. Knutz-Kempendorf sei für die Patienten, aber auch für die Mitarbeitenden immer da gewesen. Auch den Raum der Stille im Erdgeschoss der Klinik, an dessen Aufbau Marion Knutz-Kempendorf maßgeblich beteiligt war, sprach er an: „Nichts hat so lange Bestand in den vergangenen 25 Jahren wie der Raum der Stille, da sind wir sehr froh darüber.“

Wenn Marion Knutz-Kempendorf Ende des Monats in den Ruhestand geht übernimmt Pastorin Frauke Bregas den Dienst als Krankenhausseelsorgerin in der imland Klinik. Als zweite Krankenhausseelsorgerin arbeitet weiterhin Pastorin Bettina Röhlk sowohl am Standort Rendsburg als auch am Standort Eckernförde.

Kirche im Norden