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Mehr als 1100 Absagen

  • Derzeit ungenutzt: Das Taufbecken der Kirche in Hütten.

Rendsburg – Mehr als 1100 Menschen müssen im Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde auf Feiern vorerst oder ganz verzichten: Taufen oder Konfirmation, Eheschließung oder Hochzeitsjubiläen. Die 33 Kirchengemeinden mussten in den vergangenen Wochen viele Telefonate führen, weil alle Gottesdienste abgesagt werden mussten. Denn die allgemeinen Absagen von Gottesdiensten betreffen auch diejenigen, in denen getauft, in denen Konfirmanden eingesegnet und in denen Paare getraut werden sollten. Dazu kommen etliche Bestattungen, die nur im engsten Kreis am Grab stattfinden konnten und können

„Und das alles sind nur die sogenannten Kasualien“, sagt Matthias Krüger, Propst im Kirchenkreis. „Dazu kommen ja all die Gottesdienste, die Spielkreise und Jugendgruppen, die Seniorennachmittage und Literaturzirkel, die Kurse der Familienbildungsstätten und des Zentrums für Kirchliche Dienste und so weiter – auch die mussten unsere Pastorinnen und Pastoren ja schweren Herzens absagen“, ergänzt sein Kollege Sönke Funck.

Vor allem die 964 Konfirmandinnen und Konfirmanden im Kirchenkreis einschließlich ihrer Familien hoffen nun darauf, dass sie die Feier bald nachholen können. Den meisten von ihnen mussten die Kirchengemeinden in Gettorf (76), Nortorf (67), Schwansen (66), Büdelsdorf (49) und Eckernförde St. Nicolai (45) absagen – Ausweichtermine werden erwogen oder vorläufig bestimmt, aber ob sie wirklich zu halten sind, kann momentan niemand vorhersagen.

Dazu kommen mehr als 100 Taufen und einige Eheschließungen, wo viele Einladungen schon verschickt, Eheringe bestellt, Tauf- und Brautkleider schon ausgesucht waren – und nun hoffentlich später im Jahr noch passen. „Dabei haben wir sieben weitere Trauungen bis Ende Juli bei der Umfrage des Kirchenkreises bislang nicht mal genannt“, sagt Hüttens Pastorin Kerstin Hansen-Neupert: „Wir haben noch Hoffnung.“ Egal, wo man dieser Tage anruft, ob in Waabs oder Wacken, im Dänischen Wohld oder in Fockbek: Den Mitarbeitern der Kirchengemeinden, ob haupt- oder ehrenamtlich, fallen diese Absagen hörbar schwer. In Waabs versucht Pastorin Peggy Josefine Kersten Paaren die Wahrheit ganz vorsichtig beizubringen: „Obwohl sie es eigentlich ahnen, ist es immer wieder so, dass die Hoffnung, ihre Hochzeit könnte doch stattfinden, bis zuletzt bleibt.“

Und auch Torsten Wessel, Pastor in Hohenwestedt, ist mit der Situation unglücklich: „Das Mini-Musical für Ostersonntag, das ich mit 29 Frühkonfirmandinnen und -konfirmanden seit Jahresbeginn eingeübt habe; der intensiv eingeübte Vorstellungsgottesdienst meiner Hauptkonfirmanden zum Thema Wahrhaftigkeit; sämtliche Gottesdienste – das alles entfällt.“ Selbst als bestimmte Handlungen noch möglich waren, waren die Vorzeichen schon andere: „Die Goldene Hochzeit, die ich neulich auf einem Dorf gehabt hätte, sah so aus, dass ich die Geschenke der Kirchengemeinde auf einem Tisch vor dem Eingang abgestellt habe“, sagt Wessel. „Und das Gespräch mit dem Ehepaar fand in gebührendem Abstand im Stehen statt.“

Die Pröpste des Kirchenkreises sehen und hören derzeit viel von dieser Trauer – bei Amtsträgern wie bei Familien. Vergangene Woche, zwei Wochen nach der Absage aller Gottesdienste und kirchlichen Veranstaltungen im Kirchenkreis, haben sich Sönke Funck und Matthias Krüger daher an die Kirchengemeinden gewandt. Sie haben sich herzlich bedankt für die Courage und Kreativität, mit der die Pastorinnen und Pastoren und ihre haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Kontakt zur Gemeinde halten, trotz aller Beschränkungen. Und sie haben ihnen zugleich Mut gemacht mit einem Bibelvers aus dem zweiten Brief des Paulus an Timotheus: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“.

Für ihren Zuspruch haben Krüger und Funck sich übrigens per Smartphone selbst gefilmt. „Ich habe so ein Video noch nie gemacht“, so Funck. „Aber wir lernen ja alle in diesen Tagen sehr schnell dazu.“

Kirche im Norden