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Mehr Bienen auf den Friedhöfen

  • Auf dem Büdelsdorfer Friedhof haben sie gemeinsam nach Optimierungsmöglichkeiten gesucht (vl): Reinhard Benhöfer, Gabi Gust (beide Landeskirche Hannovers), Holger Summek (Friedhofsleiter der Stadt Büdelsdorf), Dr. Julia-Maria Hermann (Umweltbeauftragte des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde) und Jan Christensen (Umweltpastor der Nordkirche).
  • Die wild blühenden Blauglöckchen am Wegesrand sind ein echter Schatz.
  • Baumgräber können eine gute Zuflucht für Insekten sein.

Die Bienen passen ins Bild. Und sie gefallen Reinhard Benhöfer. Am Rande der Blumenwiese auf dem Büdelsdorfer Friedhof stehen drei Kästen eines örtlichen Imkers. Benhöfer ist Umweltreferent bei der Landeskirche Hannovers und er will auf den Friedhöfen unter anderem mehr Platz für Bienen schaffen. Und der Platz ist da, denn der Trend zu Urnengemeinschaftsgräbern und anderen Grabformen, die leicht zu pflegen sind, sorgt für viele Freiflächen. Platz zum Beispiel für eine Blumenwiese, wie sie in Büdelsdorf im Rahmen der Aktion "Schleswig-Holstein blüht auf" entstehen soll. Das ist ganz im Sinne von Benhöfer.

Gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Seminars zu Überhangflächen auf den Friedhöfen schaut er sich den Friedhof in Büdelsdorf genau an. Er ist auf Einladung der Umweltbeauftragten des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde, Dr. Julia-Maria Hermann, gemeinsam mit seiner Kollegin Gabi Gust nach Büdelsdorf gekommen. Hermann veranstaltet den Tag in Kooperation mit dem Umweltbeauftragten der Nordkirche, Jan Christensen, den zwei benachbarten Kirchenkreisen Schleswig-Flensburg und Altholstein sowie dem kommunalen Büdelsdorfer Friedhof. Etwa 50 Küster, Friedhofsgärtner, Mitglieder aus Friedhofsausschüssen und andere Interessierte aus der Region sowie fast allen Kirchenkreisen der Nordkirche sind gekommen. Nach einführenden Vorträgen im benachbarten Gemeindehaus ist ein Rundgang an der frischen Luft an der Reihe.

Benhöfer schaut sich dabei besonders die Flächen am Rand an, denn hier könnten die Friedhofsgärtner selbst aktiv werden. Sie können schön gestalten und gleichzeitig etwas für die Artenvielfalt tun. Denn unserer heimischen Flora und Fauna muss geholfen werden, darauf weisen Forscher eindringlich hin und darüber sind sich immer mehr Menschen einig.

Was ist auf dem Friedhof gut gelöst? Wo ist noch Luft nach oben? Kirschlorbeer beispielsweise gefällt dem Umweltreferenten nicht. Während er alle anderen Gehölze, auch die exotischen, stehen lassen würde, wenn es nach Benhöfer geht würde der Kirschlorbeer an einer Stelle des Friedhofes verschwinden. Für die heimische Tierwelt, gerade für die Insekten, sei das kein Gewinn. Ein Sandweg schon. "Das ist unser Bienenhotel", sagt er.

Ein Sandweg oder auch ein Erdhügel bringe für die Bienen viel mehr als ein gebautes Insektenhotel. Und Bienen sind wichtig. Besonders Wildbienen, die ebenso wie Schmetterlinge stark gefährdet sind. "Wann immer möglich, sollten Gärtner heimische Kräuter, Gräser und Gehölze bevorzugen", fasst Julia-Maria Hermann einige Erkenntnisse des Seminars zusammen. "Sie beherbergen gegenüber nichtheimischen Ziergehölzen ein Dutzendfaches, stattliche Altbäume sogar ein Hundertfaches mehr an Insektenarten."

Ein paar Schritte hinter dem Sandweg blüht ein Randstreifen: Blauglöckchen. "Das ist ein besonderer Schatz des Friedhofs", sagt Benhöfer und bittet die Gruppe, die er über den Friedhof führt, bloß nicht die kleinen Blüten zu zertreten. "Wir müssen nicht nur unsere Kirchen schön machen, wir müssen auch unsere Friedhöfe schön machen." Dazu gehören schöne Zugänge ebenso wie eine schöne und ökologische gärtnerische Gestaltung. Die müsse nicht immer teuer sein, denn das Ziel des Seminars ist nicht nur, die Friedhöfe ökologisch aufzuwerten, sondern dies auch so zu gestalten, dass die Kosten nicht steigen.

Im Seminar gibt es hierfür wertvolle Tipps nicht nur von Gust und Benhöfer, auch die Teilnehmenden berichten aus der Praxis und geben gute Beispiele. Totholz in Bereichen, die wenig genutzt werden, gehört dazu. Oder auch der Tipp, den Rasen nach dem Verblühen der Frühjahrsblüher erst einmal nicht mähen. Denn in dieser Zeit verlagern Krokus und Co. die Nährstoffe aus den Blättern unter die Erde. Auch der Blühstreifen aus Blauglöckchen entstand auf diese Weise. "Damit die Änderungen akzeptiert werden, braucht es eine engagierte, gut informierte Friedhofsverwaltung und gute, beständige Besucherkommunikation", fasst Julia-Maria Hermann zusammen.

Am Ende ist das Seminar in den Augen aller Beteiligten ein Erfolg. Referentin Gabi Gust fasst zusammen: "Es waren sehr engagierte, interessierte und wohlwollende Teilnehmende, das hat richtig Spaß gemacht." Und dass das Thema von großem Interesse ist, zeigt auch die Zahl von 42 Anmeldungen, die es bereits für den Zusatztermin am 2. Juli gibt.

Weitere Informationen und Tipps zum Thema bei Julia Hermann: Telefon: 04331 / 5903 - 180, Email juliamaria.hermann[at]kkre.de

Mehr zur Artenvielfalt u.a. hier (die Grafik wurde auch im dem Seminar verwendet): https://www.bmu.de/themen/nachhaltigkeit-internationales/nachhaltige-entwicklung/integriertes-umweltprogramm-2030/planetare-belastbarkeitsgrenzen/

Kirche im Norden