Zur Navigation springen Zum Inhalt springen

Restaurierung der Innenausstattung von St. Marien abgeschlossen

  • Birgid Löffler Dreyer vom Landesamt für Denkmalpflege, die beiden Restauratorinnen Birgit Linnhoff, Uta Lemaitre und Pastor Rainer Karstens (von links) auf der Orgelempore mit einem Teil des Passions-Zyklus.
  • Eines der 17 Epitaphien in St. Marien

Rendsburg – Viele Besucher halten St. Marien für eine katholische Kirche. Denn wenn sie das Gebäude in der Rendsburger Altstadt betreten, fällt sofort die reichhaltige Ausstattung ins Auge: Der große Altar, der Passions-Zyklus an der Orgelempore und insbesondere auch die 17 Epitaphien (Gedächtnistafeln), die im Kirchenschiff verteilt hängen. Sie stammen aus nachreformatorischer Zeit und sie sind in den vergangenen 14 Jahren restauriert worden. Zuletzt waren es fünf kleinere Epitaphien, die die Kirchengemeinde mit großzügiger Unterstützung von Zuschussgebern und Spendern erhalten konnte. Insgesamt wurde seit 2004 die historisch wertvolle Innenausstattung der St. Marien-Kirche von Staub, Schmutz und Ruß mehrerer Jahrzehnte befreit und somit vor weiterer Schädigung oder gar Zerstörung bewahrt.

Die Kosten für die Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen betrugen rund 330.000 Euro. Dazu bei trugen das Land Schleswig-Holstein, das Landesamt für Denkmalspflege, die Landeskirche, zwei Stiftungen und zahlreiche Einzelspender. Die Kirchengemeinde St. Marien selbst trug rund ein Viertel der Kosten. „Wir haben heute einen Grund zur Freude und Dankbarkeit“, sagte der Vorsitzende des Kirchengemeinderates, Pastor Rainer Karstens, bei einem Empfang zum Abschluss der Arbeiten. Mit ihm wurde allen Förderern und Unterstützern des Projektes gedankt und ihnen das Ergebnis der 14-jährigen Arbeit präsentiert.

„Ohne die großzügigen Zuschüsse und Spenden wäre der Substanzverlust an der wertvollen Ausstattung unserer Kirche nicht aufzuhalten gewesen“, sagte er. „Immer wenn es so aussah, als müsse das Projekt beendet werden, weil die Mittel ausgingen, fanden sich auch dank der kontinuierlichen Förderung durch Landesamt für Denkmalspflege und das Landeskirchenamt weitere Förderer, denen die Erhaltung der wertvollen Kunstwerke am Herzen lag. Dank ihrer Spenden ist es gelungen, Zeugnisse des Glaubens und der wirtschaftliche Blütezeit der Stadt für nachfolgende Generationen zu erhalten.“

Restauratorin Birgit Linnhoff, die die Restaurierungsarbeiten von Anfang bis zum Ende geleitet hat, erläuterte noch einmal die Aufgabenstellung und führte in das ein, was sie teilweise gemeinsam mit Kollegen in der Kirche gemacht hat. Dabei lobte sie das Engagement aller Beteiligten. „Die Kirchengemeinde ist sich dieser bedeutenden Ausstattungsobjekte bewusst und hat sich vorbildlich eingesetzt für die Bewahrung der Epitaphien.“ Die Restauratorin wird im Rahmen eines Werkvertrags regelmäßig den Zustand überprüfen und gegebenenfalls Maßnahmen einleiten, damit Schäden in dem Ausmaß wie vor der Restaurierung nicht mehr auftreten. Zudem sind das Klima in der Kirche reguliert und an die Bedürfnisse der Kunstwerke angepasst und die Fenster mit einem Lichtschutz ausgestattet worden.

Birgid Löffler-Dreyer vom Landesamt für Denkmalpflege stellte die St.-Marien-Kirche in eine Reihe mit bedeutenden Kirchenbauten in Lübeck, Schleswig oder auch dem Meldorfer Dom. „Sie haben hier etwas ganz Großartiges“, sagte sie. Als bedeutenden Künstler, aus dessen Werkstatt insgesamt acht der Epitaphien stammen, nannte sie den Rendsburger Bildschnitzer Hans Peper. Bei ihm bestellten die Rendsburger Bürger die Kunstwerke, die oft noch vor dem Tod der Stifter angebracht wurde. Damit saßen sie oft mehrere Jahre unter ihrer eigenen Gedenktafel saßen, erläuterte die Kirchenführerin Silke Lohmeyer. Sie gehört zu einem Team von 30 Ehrenamtlichen, die sich um die Offene Kirche an St. Marien kümmern, in den Öffnungszeiten am Eingang sitzen und bei Bedarf die Geschichte von Kirche und Innenausstattung erläutern. Etwa 10.000 Besucherinnen und Besucher kämen dabei jedes Jahr zur Besichtigung in die Kirche, die auch die Rendsburger Geschichte widerspiegele, so Lohmeyer.

Zur Bedeutung der Epitaphien:

Der hohe Reiz des Innenraumes der Marienkirche beruht auf dem im Lande einzigartigem Ensemble von Kunstwerken der Spätrenaissance und des frühen Barock. In ihm spiegelt sich die wirtschaftliche Blüte der Stadt im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert. Unter dem Einfluss von Stichwerken und italienisch geschulten niederländischen Wanderkünstlern  und im Geiste der lutherischen Theologie schufen heimische Bildhauer und Maler sowohl Kanzel und Altar als auch vor allem eine Fülle großer Epitaphien zum Gedächtnis von Angehörigen bedeutender Familien der Stadt und der Geistlichkeit.

Wie Kulissenteile eines „theatrum sacrum“ bestimmen sie den Raumeindruck. Die Epitaphien des 16. und 17. Jh. sind nicht nur zum Gedächtnis Verstorbener - manchmal schon vor deren Tod geschaffen - sondern von den Familien auch bewusst zur Zierde der Kirche und in ihren bildlichen Darstellungen zur Erbauung der Gemeinde bestimmt. Der Verstorbene und seine Familie treten dabei in den Hintergrund und sind, wenn überhaupt, meist nur als anbetende Randfiguren zu sehen. Als Andachtsbilder und als Kunstwerke spielen sie eine wichtige Rolle im evangelischen Kirchenraum.

 

Kirche im Norden