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Zwei Hütten Gottes feierten Geburtstag

  • Propst Sönke Funck (links) verlieh Klaus Sell (2.v.l.) in Anwesenheit von Bischof Gothart Magaard (rechts) das Ansgarkreuz. Er sprach seinen Dank dabei auch der Ehefrau Christine Sell (Mitte) aus, die häufig auf ihren Mann verzichte, wenn er für die Kirche unterwegs sei. Mit Sell freute sich auch Pastorin Kerstin Hansen-Neupert (2.v.r.).
  • Bis ins Jahr 1573 konnte eine vollständige Liste der Pastoren in Hütten rekonstruiert werden. Im Bild vereint sind vier davon (vlnr): Michael Möbius (im Ruhestand), Kerstin Hansen-Neupert (aktuell), Sönke Funck (heute Propst), Hans Heinrich Jochims (im Ruhestand).
  • Bischof Gothart Magaard predigte zum Festgottesdienst in der Hüttener Kirche.

Hütten/Rendsburg - Am Morgen hüllte sich das Geburtstagskind noch vornehm in Nebel, sodass es ausnahmsweise nicht schon von weitem zu sehen war: Die Kirche zu Hütten feierte am Sonntag ihren 700. Geburtstag. Die Festgemeinde fand den Weg trotz schwierigen Sichtverhältnissen in die festlich geschmückte Kirche. Der Gottesdienst wurde gestaltet von Pastorin Kerstin Hansen-Neupert und Propst Sönke Funck, die Predigt hielt Bischof Gothart Magaard. Ein freudiger Anlass und der Tag sei sehr gut gewählt, erklärte Magaard: "Der Sonntag Kantate ist wie kein zweiter geeignet, ein solches Fest zu feiern. Wir feiern heute, dass an diesem Ort seit 700 Jahren Menschen zusammenkommen, um zu Gott zu beten, ihn zu loben oder ihm zu danken. Die 'Hütte Gottes' ist ein Ort, an dem Gott den Menschen nahe ist und er bei ihnen ist. Hier finden Menschen Schutz in Zeiten, in denen es im Leben stürmisch zugeht. Hier kommen sie zusammen, um zu singen und zu feiern. Doch Gottes Wort wird in der Kirche nur lebendig, wenn sich die Menschen davon berühren lassen. Wenn wir in der Kirche den Mut finden, das Band der Liebe, Freundlichkeit und Geduld anzuziehen, dann wird die Kirche zu einer 'Hütte Gottes'.".

Propst Sönke Funck hatte nicht nur ein Grußwort des Kirchenkreises zu diesem Feiertag im Gepäck, sondern noch eine Überraschung, jedenfalls für den sichtlich erfreuten Klaus Sell, Vorsitzender der Kirchengemeinderates in Hütten: Sell bekam das Ansgarkreuz verliehen. Die dafür nötige Organisation hatte der Kirchengemeinderat sehr erfolgreich vor Sell verborgen. Bereits seit 1996 ist Sell im Kirchengemeinderat aktiv (damals noch Kirchenvorstand) und hat in dieser Zeit eine Vielzahl an Aufgaben und Ämtern übernommen: Diverse Ausschüsse, Vorsitz des Kirchengemeinderates, Synodaler im Kirchenkreis und in der Nordkirche, Mitglied des Kirchenkreisrates. Das Wirken von Klaus Sell in diesen 23 Jahren umschreibe, so Funck, "zusammen genommen das, was die Urkunde zum Ansgarkreuz meint mit 'großem persönlichen Einsatz in der kirchlichen Arbeit, vorbildlicher Förderung der Kirche, ihrer Werke und Einrichtungen sowie beispielhaftem Eintreten für einen tätigen christlichen Glauben in der Öffentlichkeit'." Es war Funck anzusehen, dass ihm die Verleihung auch eine persönliche Freude war: Er war von 1993 bis 2010 Pastor in Hütten, bevor er Propst im Kirchenkreis wurde. Bis auf seine ersten drei Jahre hatte er also auch immer eng mit Klaus Sell zu tun.

Im Anschluss an den Gottesdienst gab es noch einige Grußworte, die auf Geheiß der Pastorin nicht länger als jeweils zwei Minuten dauern durften. Daran hielten sich denn auch der Hüttener Bürgermeister Georg Beier, der Bünsdorfer Pastor Thies Feldmann sowie der ehemalige Hüttener Pastor Michael Möbius (mittlerweile im Ruhestand). Neben einigen Flachgeschenken zum Erhalt der Hüttener Kirche gab es vom Förderverein der Kirche ein besonderes Geschenk: Eine Ehrentafel, auf der alle Pastoren und die Pastorin der Hüttener Kirche bis zurück ins Jahr 1573 aufgeführt sind.Nach dem offiziellen Teil konnte die Festgemeinde historisches Bildmaterial zur Kirche im Chorraum bestaunen und bei Suppe und Getränken mit den ehemaligen Pastoren Michael Möbius (1966 bis 1973) sowie Hans Heinrich Jochims (1962 bis 1965) über vergangene Zeiten und neue Erlebnisse plaudern.

Die Feierlichkeiten endeten damit nicht: Um 14 Uhr zog die Festgemeinde mit dem Rad, dem Auto oder einem eigens eingerichteten Busshuttle weiter nach Brekendorf. Die dortige Kapelle hatte auch etwas zu feiern: Ihren 70. Geburtstag. Damit ist sie zwar ein junger Hüpfer, aber dennoch wichtig. Die Kapelle entstand, weil der Weg von Brekendorf über die Hüttener Berge bis zur Kirche zu Fuß sehr beschwerlich war. Deshalb wurde zunächst ein Friedhof angelegt, es folgte die Kapelle. Bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein gab es Schlaglichter zur Geschichte zu Kaffee und Kuchen. Außerdem die Auflösung des Kirchenquiz', bei dem es eine reservierte Kirchenbank in einem Weihnachtsgottesdienst zu gewinnen gab.

Den Festgottesdienst nutzte Propst Sönke Funck, um Dank zu sagen. In Anlehnung an einen der ältesten Texte des neuen Testamentes, den Brief von Paulus an die Thessaloniker, formulierte er einen Dankestext für die Arbeit in der Kapelle und darum herum. Er erinnerte an die schwierige Situation in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg, auch und grade für die Kirche und ihre Würdenträger: "Vier Jahre nach Kriegsende waren all diese Wunden noch längst nicht verheilt, das Geschehen noch gar nicht aufgearbeitet. Aber es war erste Aufbruchsstimmung 1949, der Bau dieser Kapelle die Folge". Von dieser Stimmung sei heute nicht mehr viel geblieben, jedenfalls wenn man die schwindenden Mitgliedzahlen und damit einhergehenden Veränderungen in der Kirche betrachte. Kirche sei für viele eine Freizeitaktivität neben vielen, eine Wahl. Die Kernkompetenz aber sei der Glaube, so Funck: "Alle Christen, nicht bloß Gottes Bodenpersonal, sind gefragt, von ihrem Glauben zu erzählen. Ich weiß nicht, ob es wirklich Menschen gibt, die diese frohe Botschaft nicht für ihr Leben brauchen, liebe Festgemeinde. Und ich kenne keine Alternative, die dem Leben all dies bieten könnte. Keine Wellness, keine Esoterik, keine Popmusik kann am Ende das Leben auffangen und zum Guten führen. Das kann nur Gott alleine".

Kirche im Norden