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"Ich werde immer ein Stück 'Borby-Land' bleiben"

  • Almut Witt wird zum 1. September Pröpstin in ihrer Heimatstadt Kiel. (Foto: Andreas Salomon-Prym)

Barkelsby - Pastorin Almut Witt wird am Sonntag, 26. August, ab 15 Uhr in einem Gottesdienst in der Versöhnungskirche in Barkelsby als Pastorin der Kirchengemeinde Borby-Land verabschiedet. Ab dem 1. September ist sie Pröpstin des Kirchenkreises Altholstein und dort für die Propstei Kiel zuständig. Zum Abschied aus der Gemeinde bei Eckernförde hat sie noch einige Fragen beantwortet.

Frage: Sie waren fast 25 Jahre in der Kirchengemeinde Borby-Land als Gemeindepastorin tätig. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit, wenn Sie demnächst Pröpstin im Kirchenkreis Altholstein werden?

Bei aller Liebe kann ich kaum auszählen, was ich alles aus diesen fast 25 Jahren hier in Borby-Land mitnehmen werde. Es ist eine Fülle an vor allem guten Erfahrungen gewesen. Ich nehme daher sicherlich mit, dass Kirche vor Ort nur gelingen kann, wenn es engagierte Menschen gibt, die sich in eine lebendige Gemeinde einbringen. Eine Pastorin allein kann dies niemals bewirken.
Ich nehme wohl mit, dass die Fülle allein nicht die Akzeptanz einer Gemeinde ausmacht; es müssen Menschen mit Herz die Aufgaben ausfüllen, und das habe ich hier in Borby-Land sehr reichhaltig erfahren.
Ich nehme mit, dass unsere Kirche vor allem eine einladende Kirche sein muss, damit Menschen sich in ihr willkommen fühlen, ein Stück Zuhause finden können und gerne Kirche mitgestalten.
So nehme ich ganz viel Rückenwind mit, die vielen stärkenden Erfahrungen und auch, dass die schwierigen Erfahrungen mit der Zeit verblassen und bei weitem nicht so viele Spuren hinterlassen wie all die schönen Begegnungen.

Inwiefern hat Sie die Zeit in Borby-Land geprägt?

Die Kirchengemeinde Borby-Land ist meine erste Stelle nach der Ausbildung gewesen, und es ist so, wie es von der Liebe oft heißt: die erste Liebe ist etwas Besonderes – und so wird es auch mit Borby-Land sein. Ich habe erlebt, dass ich viel ausprobieren und anstoßen dufte; dass Menschen mir sehr offen begegnet sind und sich haben anstecken lassen von meiner Begeisterung; und dass miteinander viel möglich war in diesen Jahren. Obwohl ich mir vor Beginn meiner Arbeit nur schwer vorstellen konnte, „auf dem Land“ tätig zu sein, habe ich die Gemeinde hier lieben gelernt und bin gerne und lange geblieben. Und so werde ich immer ein Stück „Borby-Land“ bleiben.

Wie haben sich die Anforderungen an Landpastoren verändert?

Ich denke in den 25 Jahren ist auch auf dem Lande nicht mehr alles wie es einmal war. Viele Menschen arbeiten schon länger kaum mehr vor Ort und engagieren sich daher immer weniger im Dorf. Die Dörfer werden von vielen mehr und mehr als günstigerer Wohnraum gerne angenommen, doch ein wirkliches Leben vor Ort geschieht immer weniger. Insofern wird auch das Land immer mehr zur „Stadt“ mit Themen wie Anonymität, langen Arbeitszeiten, die kaum Raum lassen für mehr, und eine rückläufige Kirchenmitgliedschaft.
Insofern verändern sich auch die Anforderungen an das Pfarramt: punktuelle Kontakte zu den Menschen und Begleitung in Krisensituationen und auch in den schönen Momenten des Lebens. Und doch ist Kirche immer noch eine Mitakteurin in den Dörfern und ist und bleibt eine, die „noch da ist“, obwohl andere schon die Dörfer verlassen haben.

Wie glauben Sie, wird die Zukunft für Pastoren auf dem Lande aussehen?

Es wird immer mehr Zusammenarbeit notwendig sein. Es wird wichtig sein, Angebote für die Menschen in größeren Räumen zu denken. Menschen sind zumeist flexibler und suchen sich das aus, was ihnen entspricht und nehmen dafür auch weitere Weg in Kauf.
Pastor*innen werden sicherlich auch in Zukunft Ansprechpartner*innen für Menschen in bestimmten Lebenssituationen sein und diejenigen, die Räume öffnen für Begegnung, Glauben und mehr.

Nun geht es für Sie bald nach Kiel. Was reizt Sie an der neuen Aufgabe des Propstenamtes im Kirchenkreis Altholstein?

Mich reizt die nochmal ganz andere Aufgabe als Pröpstin. Ich kann auf dem Hintergrund meiner Erfahrungen den Agierenden in den Kirchengemeinden Begleitung, Unterstützerin, ein kritisches Gegenüber sein. Mein Blick geht zum einen „aus der Gemeinde heraus“, zum anderen „von außen“ in die Gemeinde hinein.
Mich reizt, dass mir einerseits vieles vertraut ist, im kirchlichen Raum und in der Stadt Kiel; zum anderen aber ganz vieles auch neu sein wird und mich herausfordern. Ich denke, es wird eine gute Mischung sein zwischen Vertrautem und neuen Möglichkeiten.

Welche Themen erwarten Sie dort?

Es wird sicherlich darum gehen, Kirche in der Stadt immer wieder neu zu gestalten, mit weniger Geldmitteln, weniger Menschen und doch einer hohen Bereitschaft, Kirche zu sein, gerade in der Stadt. Es geht darum, dass Kirche gesehen wird und als Gesprächspartnerin ernst genommen.
Es wird natürlich darum gehen, kirchliche Orte so vielfältig zu gestalten, dass Menschen ganz unterschiedlichster Art, sich willkommen fühlen. Wir werden uns immer mehr lösen müssen von dem Gedanken, dass an allen kirchlichen Orten alles angeboten werden muss. Es wird mehr Schwerpunktarbeit geben, die Stärken der jeweiligen kirchlichen Orte sind zu nutzen.
Wir brauchen eine offene Kirche, die die Themen der Zeit ernst nimmt; und gleichzeitig die Stärken unseres Glaubens bewahrt.

Worauf freuen Sie sich besonders?

Ich freue mich auf neue Herausforderungen, auf eine Stadt, die mir vertraut ist und sich doch verändert hat. Ich freue mich auf die Menschen, die mir das Vertrauen geschenkt haben, diese neue Aufgabe zu übernehmen. Und ich freue mich auf viel Neues in der Arbeit aber auch im kulturellen Bereich.

Kirche im Norden