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„Social Media lässt mich über den Tellerrand blicken“

Mehr als 22.000 Menschen folgen Pastorin Josephine Teske (34) auf Instagram. Dort berichtet sie auf ihrem Kanal "Seligkeitsdinge_" aus ihrem Alltag in der Kirchengemeinde Büdelsdorf und in ihrer Familie. Im Interview erzählt sie unter anderem über ihre Erfahrungen in den sozialen Netzwerken und die Verbindung mit der „analogen“ Gemeinde vor Ort.

Wie passt die Tätigkeit als Gemeindepastorin mit der einer „Sinnfluencerin“ auf Instagram zusammen?

Perfekt! Beides sind Ort der Verkündigung. Diese Aufgabe steht über all meinem Tun, egal wo ich bin. Natürlich erreiche ich an beiden Orten unterschiedliche Menschen. Habe andere Aufgaben und auch die Themen sind nicht immer gleich. Dennoch lässt sich beides auch miteinander verbinden. Und als großes Plus für mein Wirken in der Gemeinde ist wohl der Kontakt mit Menschen außerhalb von Kirche, den ich durch Social Media regelmäßig habe. Das ist ein nicht zu unterschätzender Einfluss, der meinen Blick als Pastorin in die Welt mit ihren Themen schärft und mich über unseren Tellerrand blicken lässt.

Wie werden Ihre Posts auf Instagram in Ihrer Kirchengemeinde wahrgenommen?

Überwiegend positiv. Ich erreiche Menschen aus unserem Ort mit dem viel einfacher, was wir als Gemeinde zu sagen haben. Das wirkt sich auch für unser Gottesdienstleben aus. Wir haben mehr Nachfragen für Kasualien, wie etwa Taufe oder Trauungen. Zumindest die Gemeinde am Sonntagmorgen hat sich in meinen Gottesdiensten verjüngt. Ich werde im Ort anders angesprochen. Als Pfarrperson, die nahbar ist. Ohne dass da eine Hürde durch mein Amt aufgebaut ist. Ich schätze das sehr und habe noch nie erlebt, dass meine Social-Media-Aktivitäten meinem Amt in irgendeiner Weise schaden. Gleichwohl ist es aber doch wie überall. Den einen gefällt es, andere wiederum stoßen sich daran. Auch das ist legitim.

Wie viele Ihrer sogenannten „Follower“, die Sie „digital“ kennen gelernt haben, haben sie in den vergangenen zwei Jahren auch „analog“ getroffen?

Eine Zahl kann ich nicht nennen. Aber es sind wohl einige. Zum einen auf Veranstaltungen, wie dem Kirchentag. Zum anderen kommen Follower*innen in die Gottesdienste, die ich feiere. Aber auch Freundschaften sind entstanden, auch private, analoge Treffen. Dass sich digitale und analoge Welten treffen bzw. überschneiden empfinde ich als ein großes Geschenk.

Haben Sie als junge Pastorin auf Instagram auch Hass oder Shitstorms erlebt? Wie wappnen Sie sich dagegen?

Das habe ich. Meist wegen politischer Stellungnahmen, wie etwa meine Meinung zu Rassismus oder gegen demokratiefeindliche Handlungen. Aber auch zu Themen, die innerhalb des Christentums immer wieder Streitthemen sind. Das sind auch die Themen, die junge Gläubige am meisten verunsichern und zu denen ich beinahe täglich befragt werden. Das sind Homosexualität, Sex vor der Ehe, die Rolle der Frau in Ehe und Kirche.

Ich lese diese Nachrichten nicht mehr bis zum Ende und reagiere darauf nicht mehr. Ich unterstelle erst einmal, dass Diskussion von der anderen Seite nicht gewünscht ist. In einigen Fällen blockiere ich auch rigoros. Das ist Seelenhygiene, die im Netz unbedingt erforderlich ist.

Kirche im Norden