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Weihnachtsbotschaft von Bischöfin Nora Steen

„Fürchtet euch nicht!“

Für mich sind das in diesem Jahr die drei wichtigsten Worte in der biblischen Weihnachtsgeschichte.

Es sind die Worte, die damals Licht in eine eigentlich dunkle Nacht brachten. Erst als die Hirten auf dem Feld von dem Engel angesehen und angesprochen werden, löst sich ihre Angst. Erst nachdem sie das „Fürchtet euch nicht“ auf sich beziehen, sehen sie sich und ihr Leben in einem anderen Licht. Erst jetzt machen sie sich auf zur Krippe.

„Fürchtet euch nicht:“ Ich höre diese Engelsworte in unsere Zeit hineingesprochen. Gerade in dieser gesellschaftlich und politisch aufgeheizten Zeit, in der die Ängste vieler Menschen zunehmen. Vieles ist gefährdet: unsere Demokratie, der Frieden in der Welt und in Europa, unser sozialer Zusammenhalt, unsere Wirtschaft.

„Fürchtet euch nicht:“ Diese Ermutigung gilt jedem und jeder einzelnen von uns. Ganz persönlich. Sie stellt uns in das Licht, das von der Heiligen Nacht ausgeht. Sie stärkt unser Vertrauen, dass das Licht auch für uns leuchtet, so dunkel es in unserem Leben auch sein mag. Sie ermutigt uns, die Hoffnung auf Frieden, auf Zusammenhalt, auf Gesundheit nicht aufzugeben.

Wenn wir uns selbst von der Weihnachtsbotschaft ermutigen lassen, können wir sie weitertragen. Wir können unsere Mitmenschen spüren lassen, dass sie nicht allein sind in ihrer Situation.

Ich denke an die Kirchengemeinden, die schutzbedürftigen Geflüchteten Kirchenasyl geben. Viele Ehrenamtliche werden damit ganz praktisch zu Engeln in ganz ausweglosen Situationen, geben Obdach und Schutz.

Und ich denke an meine Besuche in verschiedenen Einrichtungen der Diakonie in Schleswig-Holstein in der Weihnachtszeit. Unter anderem war ich bei der Bahnhofsmission in Neumünster. Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter erzählte mir, dass er jedes Jahr zu Weihnachten eine Frau mit Beeinträchtigung auf ihrer Zugreise von Husum nach Hamburg zu ihrer Familie begleitet. Er nimmt ihr die Furcht vor der Bahnfahrt und schenkt dieser Frau damit ihr ganz persönliches Weihnachtsfest. Sie darf erleben, dass viel mehr möglich ist, als sie selbst jemals geahnt hätte. Sie macht sich auf den Weg!

Ich wünsche Ihnen und den Ihren, dass Sie Kraft schöpfen können aus diesen drei Worten, die auch zu Ihnen gesprochen sind: „Fürchte dich nicht.“ Ein gesegnetes Weihnachtsfest!

Ihre Nora Steen, Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein

Kirche im Norden