Eckernförde – „Das wird jetzt hart für dich, Wenke“, sagt Theaterpädagogin Anja Beatrice Kaul. „Von dir wird jetzt eine Stunteinlage gebraucht.“ Wenke schmunzelt. Dann nimmt Kaul die elfjährige Schülerin aus Goosefeld zur Seite und zeigt ihr, was sie meint. „Branko schubst dich auf die Bank und du lässt dich erschrocken fallen.“
Die Proben für das Stück „Die rote Zora und ihre Bande“ nach dem Roman von Kurt Held laufen. Seit Montag studiert das Ensemble in der Freizeitstätte Frohsein in Windeby täglich das Stück ein. Es ist bereits der neunte Theaterworkshop von Tourismuspastorin Brigitte Gottuk. Das Besondere: Er richtet sich wie in jedem Jahr an Menschen mit und ohne Handicap. 17 Menschen sind diesmal mit dabei. Die Jüngsten sind elf Jahre alt, die Älteste 70. Angeleitet werden sie von den Theaterpädagoginnen Anja Beatrice Kaul aus Berlin und Claudia Gottuk-Brede aus Walldorf in Baden-Württemberg, die von Anfang an mit dabei sind.
In diesem Jahr geht es um das Thema Armut. Im Mittelpunkt steht Zora. Sie ist eine mutige, unkonventionelle Anführerin einer Kinderbande im Küstendorf Dalmatiens. Sie und ihre Freunde leben in armen Verhältnissen. Mutig kämpfen sie für gerechte Lebensbedingungen und gegen Ausbeutung. „Mir ist das Thema wichtig. Ich will den Menschen zeigen, dass sie sich nicht unterkriegen lassen dürfen, das ist für mich die Botschaft des Stücks“, sagt Brigitte Gottuk. Das gemeinsame Theaterspielen stärke die Gruppe. „Hier können Menschen andere Erfahrungen machen, sich ausprobieren und in andere Rollen schlüpfen. Das fördert die Kreativität“, so Gottuk.
Die Gruppe arbeitet gut und wertschätzend zusammen. Elke aus Eckernförde sagt: „Es gibt keine Berührungsängste, wir geben alle aufeinander acht.“ Hannah war schon mehrmals bei dem Theaterprojekt dabei. Sie ergänzt: „Wenn wir merken, der ein oder andere braucht mehr Unterstützung, dann bekommt er sie.“ Jung und Alt, mit Handicap und ohne: Alle seien schnell zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen, meint Elke.
Aufgeführt wird das Stück am Sonnabend, 9. August, in der Eckernförder Stadthalle. Drei Techniker werden die Bühne ins richtige Licht rücken und für ein professionelles Bühnenbild sorgen. „Sie werden unter anderem aus 30 Paletten eine Burg zimmern“, sagt Brigitte Gottuk. Um 15 und um 19 Uhr beginnen die Vorführungen. Der Eintritt ist kostenlos, Spenden sind gern gesehen.
Wenke schlüpft derweil wieder in ihre Rolle des Gymnasiasten Bronzo und lässt sich von Branko, gespielt von der elfjährigen Nora aus Groß Wittensee, schubsen. Sie fällt rückwärts und landet auf einer Bank, so wie Anja Beatrice Kaul es ihr gezeigt hat. Geschafft. Ihre erste Stunteinlage sitzt.