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Entwidmung nach 56 Jahren

  • Feierlicher Abschied von einem Haus Gottes feierten Peter Lorey (links), Pastor Jörg-Michael Schmidt (2. v. links), Bischof Gothart Magaard (hinten Mitte), Propst Sönke Funck (rechts hinten), Pastorin Peggy Josefine Kersten (Mitte, mit buntem Tuch), Pastorin Kirsten Erichsen (vorne mittig-rechts) sowie rechts Birgit Peters und dahinter Anne Klohs.

Loose – Das Wetter spielte der Kirchengemeinde in die Hände. Die Kapelle in Loose ist nämlich so klein, dass unter den derzeit geltenden Einschränkungen kaum alle beteiligten Geistlichen und Kirchengemeinderatsmitglieder hineingedurft hätten. So aber konnten dem Gottesdienst zur Entwidmung der Kapelle in Loose alle beiwohnen, die das wollten – und das waren viele.

„Abschiednehmen ist ja nichts anderes als loslassen, um Schritt für Schritt auf neue Wege zu gehen“, sagte Bischof Gothart Magaard in seiner Predigt bei der Entwidmung. Er bezog sich auf eine kurze Abschiedsrede, die im Buch Johannes niedergeschrieben steht und in der Jesus unter anderem auch sagt „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.“ Magaard erklärte: „Ich stelle mir das so vor, dass wir Menschen vor Gott nicht nur alle wie in einem großen Haus oder besser in einem Zuhause angenommen sind. Wir haben vielmehr - fast einem modernen Bedürfnis entsprechend – in vielen Wohnungen ganz individuelle und unterschiedliche Räume, wo wir genau den Platz finden, den wir brauchen. Wir haben bei Gott eine feste Bleibe und sind dort Mitbewohner. Es ist ein Bild von einem besonderen Sehnsuchtsort und einem Ort der Beheimatung, das auf faszinierende Weise auf unser Bedürfnis nach einem zu Hause anspielt.“ Magaard dankte allen Menschen, die in den vielen Jahren segensreichen Dienst an diesem Gotteshaus getan haben. Die Entwidmungsurkunde verlas Propst Sönke Funck, die sogenannten Prinzipalien wurden aus der Kirche entfernt: Bibel, Taufschale, Antipendium und Kelche, Gegenstände, die in der Lithurgie von Bedeutung sind. Pastorin Kirsten Erichsen verschloss das Gebäude am Ende.

Grund für die Entwidmung ist zum einen, dass die Zahl der Gottesdienstbesucher gering ist und die Nutzung des Gebäudes auch ansonsten zurückgeht. Das hat auch mit dem Grad der Mobilität auf den Dörfern zu tun, der heute viel höher ist als noch in der Bauzeit in den 1960er Jahren. Außerdem entspricht das Gebäude nicht dem heute notwendigen und gewünschten energetischen Standard, so dass es jährlich hohe Kosten verursacht.

Auch mit Blick auf die bereits damals geplante Fusion zur Kirchengemeinde Schwansen hat sich die Kirchengemeinde Rieseby, die im vergangenen Jahr noch verantwortlich für den Antrag zur Entwidmung war, deshalb für den Schritt der Entwidmung entschieden. Schließlich gehe es darum, sich künftig beim Gebäudebestand auf das Notwendigste zu konzentrieren, um den Erhalt der denkmalgeschützten Kirchen finanzieren und sichern zu können, fasst Pastor Jörg-Michael Schmidt zusammen, der seit mittlerweile 34 Jahren in Rieseby arbeitet. Alle verantwortlichen Gremien stimmten der Entwidmung zu und auch Bischof Magaard sprach sein zustimmendes Votum aus. „Mit der Entwidmung der Kapelle wird ein großer und schmerzlicher, aber dennoch notwendiger Schritt vollzogen“, sagt Pastor Schmidt.

Die Kapelle wurde von dem Eckernförder Architekturbüro Gerhard Lassen im Rahmen des Kapellenbauprogramms der 1960er Jahre erbaut. Sie wurde am 31. Oktober 1964 von Bischof Reinhard Wester eingeweiht. Die Gesamtkosten für die Kirchengemeinde Rieseby betrugen damals 105.000 DM, die Landeskirche hatte sich mit einem Betrag von 75.000 DM daran beteiligt. Über die Jahre wurden neue Fenster sowie eine neue Heizung eingebaut und auch der Eingangsbereich wurde saniert.

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