Hütten - Die Kirche wird zum Treffpunkt, einmal im Monat: Das Glockenläuten immer am ersten Sonnabend um 5 vor 12 ist für viele Bündnismitglieder und Nachbarn aus der ländlichen Region zwischen Rendsburg, Eckernförde und Schleswig inzwischen ein fester Termin im Kalender.
Jedes Mal kommen etwa 20 bis 30 Leute auf dem Friedhof vor der hübschen Kirche zusammen, bunt angezogen, mit Regenbogenflaggen im Gepäck. Um 5 vor 12 startet Pastorin Kerstin Hansen-Neupert per Fernbedienung das Geläut. „Ich finde es wichtig, dass man sich zu Wort meldet. Sich hörbar macht, und die Bühne nicht den Hassrednern überlasst“, sagt sie.
Die Glocke ruft die Menschen zusammen. Ein Zeichen, dass etwas passiert ist. Pastorin Kerstin Hansen-Neupert
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Das Bündnis hatte sich im Vorfeld der Bundestagswahl gegründet und eine Aktionsreihe geplant: Bis September 2025 finden monatliche Veranstaltungen an vielen Orten der Region statt.
Der Gedanke: Möglichst alle Dörfer sollen beteiligt sein. Trotz der vorgezogenen Bundestagswahlen bleibt das Bündnis aktiv. Mit der Haltung: Jetzt erst recht. „Die Monate vor der Wahl waren schon sehr anstrengend“, sagt Britta Wilkening-Barnsteiner, die zum festen Kern des Aktionsbündnisses gehört. „Wir mussten erst einmal Luft holen.“
Gemeinschaft schaffen, Position beziehen
Aber das Ergebnis, dass hier in der Region der Anteil an AfD-Stimmen sehr hoch war, mache ein Weitermachen notwendig. „Einige treten hier schon sehr breitbeinig auf“, so die Unternehmerin. Es gehe allen Aktionsmitgliedern darum, Position zu beziehen -– auch privat.
Dabei hätten sie auch Gegenwind gespürt, gibt sie zu. Aber, ihr positives Fazit: „Es passiert hier was.“ Ob Kneipenquiz, Familientag mit Stockbrotgrillen oder Regenbogen-Rave: Die Strategie des Bündnisses ist es, sich untereinander kennen zu lernen, Gemeinschaft zu schaffen. Mit dem Ziel, Berührungspunkte zu finden – auch und gerade dort, wo es Vorurteile gibt.
Hintergrund: Zum Selbstverständnis des Aktionsbündnisses
Angetreten ist das Aktionsbündnis Hüttener Berge „um zu zeigen, wieviel Spaß gesellschaftliche, soziale und kulturelle Vielfalt macht, die Werte der freiheitlich demokratischen Grundordnung zu feiern, und dabei über die Gefahren, die durch Rechtsextremismus, rassistisches und neofaschistisches Gedankengut entstehen, zu informieren.“
„Die Gemeinschaft, die entsteht, ist einfach toll“, so das Resümee von Kerstin Hansen-Neupert, die eine Einzelpfarrstelle in der Gemeinde hat. „Es macht Freude, mit Menschen und mit dem Regenbogen unterwegs zu sein. Und es gibt Hoffnung.“
Ein Ort für alle - auch für Einsame
Im Juli findet in Holzbunge ein Boule-Turnier statt, bei dem über die Bedeutung eines belebten Dorfplatzes gesprochen werden. „Wir wollen auch die Menschen erreichen, die möglicherweise sozial vereinsamt und politisch verunsichert sind. Die, die allein sind und verunsichert, werden eher wütend. Wir wollen sie zurückholen und ihnen ein Gefühl von Gemeinschaft und Willkommen geben“, sagt Natalie Klemd, eines der Gründungsmitglieder.
Inke Pohl, Presse- und Medienreferentin | Hauptbereich Generationen und Geschlechter