Rendsburg – Sie klingt und sie klingt gut. Die Gläserne Orgel in der Kirche St. Marien Rendsburg steht, funktioniert und hat bereits die ersten Zuhörer erfreut. Offiziell eingeweiht wird das neue Instrument am Reformationstag. Am Freitag, 31. Oktober, beginnt um 11 Uhr der Festgottesdienst zur Einweihung. Nach dem Gottesdienst wird dann auch die Dauerausstellung zur Geschichte des Orgelbaus und der Orgelmusik Schleswig-Holsteins eröffnet, die künftig in der Kirche besichtigt werden kann und deren Kernstück die neue Orgel ist. Die Ausstellung soll insbesondere jungen Menschen einen Zugang zur Orgeltechnik und -musik eröffnen und einen Beitrag zur Erhaltung des immateriellen Weltkulturerbes leisten. Die Kombination aus Ausstellung und begehbarem Instrument sei dabei einzigartig in Deutschland, sagt Kurator Jens Martin Neumann.
Der Vorsitzende des Kirchengemeinderats der Kirchengemeinde Rendsburg, Pastor Rainer Karstens, ist voller Freude und Dankbarkeit, dass das Projekt jetzt nach zehn Jahren abgeschlossen werden konnte. „Die Einweihung der neuen Orgel ist der krönende Abschluss des Engagements vieler“, sagt er. Besonders erleichtert ist er darüber, dass der Zeit- und der Finanzierungsplan eingehalten werden konnte. Die Kosten für Orgel und Ausstellung betragen 1,9 Millionen Euro. Davon kommen 750.000 als Zuwendung von der Europäischen Union aus Mitteln zur Förderung der Entwicklung im ländlichen Raum. Rund 400.000 Euro kamen durch Spenden zusammen, weitere 750.000 Euro kamen aus Erträgen der Kulturstiftung St. Marien. Mittel aus dem laufenden Haushalt seien nicht erforderlich gewesen, so Karstens.
Die neue Orgel besitzt 45 Register auf drei Manualen und Pedal. Sie ist im Klang französisch-romantisch nach Cavaillé-Coll ausgelegt, so dass sie die barocke Orgel der Christkirche ergänzt. Allerdings könnten auch andere Musikepochen interpretiert werden, so Karstens. Auch Organist Volker Linhardt freut sich sehr über das neue Instrument. „Es ist ein großes Glück, dieses Instrument spielen zu dürfen“, sagt er. Die Orgel sei groß für das Kirchengebäude, aber durch die Orgelbaufirma Hartwig und Tilman Späth aus Freiburg perfekt auf die Umgebung eingestimmt worden. Linhardt berichtet, dass er bereits die technischen Möglichkeiten genutzt und sein Spiel digital aufgezeichnet habe, um das Instrument danach an anderen Orten in der Kirche zu hören.
Besucher können künftig durch die Orgel hindurch gehen und über mehrere verglaste Öffnungen die Mechanik genauer betrachten. Im Turmraum hinter der Orgel sind unter andere, der Motor und der Magazinbalg offen zu sehen. Für Kurator Neumann war es eine besondere Herausforderung, die Ausstellung in der Kirche so einzurichten, dass der kirchliche Charakter gewahrt bleibt. Astrid Becker von der Agentur Drej, die die Ausstellung gestaltet hat, sagt, dass der Platz begrenzt war, auf dem viel Information präsentiert werden sollte. „Unser Ziel war es, die Orgel mit allen Sinnen erfahrbar zu machen.“ So gibt es neben der Geschichte des Orgelbaus auch in einer Hörstation Musikbeispiele aus allen Epochen der Kirchen- und Orgelmusik. Zudem gibt es in der Ausstellung Einblicke in die Technik, den Aufbau der Orgel sowie den Bau der Gläsernen Orgel selbst.
Einige Teile der Ausstellung sind in der Zeit der Offenen Kirche (Oktober bis März: 10-13 Uhr, April bis September 10-17 Uhr) zu besichtigen. Wer die Orgel selbst und das Turmzimmer besichtigen will, kann sich an das Büro der Kirchengemeinde Rendsburg wenden: 04331- 4 98 63 00.
Das festliche Einweihungskonzert findet am Sonntag, 2. November, um 17 Uhr statt. Es spielt Prof. Dr. Arved Gast. Fünf weitere Konzerte sind im November geplant. Alle Veranstaltungen der Kirchenmusik in Rendsburg finden sich auf der Website der Kirchengemeinde.




























