Haapsalu/Rendsburg - Mit vielen Eindrücken und Erlebnissen kehrte eine vierköpfige Delegation des Kirchengemeinderates der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Rendsburg, ergänzt durch eine Vertreterin der Stadt Rendsburg, von einem Besuch in der Partnergemeinde in Haapsalu/Estland an der Ostsee zurück. Auf dem Programm standen innerhalb von drei Tagen zahlreiche Begegnungen und Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der Jaani-Gemeinde und der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Höhepunkte waren der zweisprachig gefeierte Gottesdienst in der Domkirche in Haapsalu, in dem Pastor Rainer Karstens die Predigt hielt, sowie Gespräch und Gebet mit dem amtierenden Erzbischof der Estnischen Kirche Ove Sander in Tallinn.
Rainer Karstens betonte in seiner Predigt den Wert der seit 35 Jahren bestehenden Partnerschaft. „Wir waren oft erstaunt über den lebendigen Glauben, den die estnischen Christinnen und Christen sich in schweren Zeiten bewahrt haben – und mit welcher Selbstverständlichkeit und welchem Selbstbewusstsein sie ihren krisenerprobten Glauben in der Gegenwart immer wieder bezeugen.“ Karstens stellte fest, dass die Kirchen in Ost und West vor ähnlichen Herausforderungen stehen. „Dass die estnischen Gemeinden mit wesentlich bescheideneren Mitteln ihren kirchlichen Auftrag erfüllen, ist anregend und ermutigend für die Veränderungen, denen wir uns in Deutschland stellen müssen.“ Die Delegation bestand aus vier Personen der Kirchengemeinde und Andrea Loose als Vertreterin der Stadt Rendsburg. Durch sie komplettierten Begegnungen mit der Stadtverwaltung von Haapsalu und weiteren städtischen Einrichtungen das Besuchsprogramm.
Henning Halver, der zusammen mit Sabine Rühmland, Andrea Warncke und Rainer Karstens die Kirchengemeinde vertrat, war tief beeindruckt von der stark ausgeprägten Solidarität der Esten mit dem ukrainischen Volk: „Wir haben gespürt, wie wichtig es für die Estinnen und Esten ist, eine moderne Demokratie und europäisch ausgerichtete Gesellschaft aufgebaut zu haben." Die ersten Besucher seien 1989 aus der Sowjetrepublik Estland in der UdSSR gekommen. In diese Vergangenheit wolle kein Mensch zurück. "Wir mussten auch jetzt lernen, so manches mehr zwischen den Worten wahrzunehmen.“
Sabine Rühmland war begeistert von der Kinderbücherei mit Bilderausstellung, Vortragsraum und Garten, in der die Mitarbeiterinnen mit viel Engagement vielfältige Lernumgebungen anbieten. Sie ist ein Baustein für das sehr hohe Bildungsniveau der Schülerinnen und Schüler. Andrea Warncke ist dankbar, dass die Begegnungen und Gespräche dazu beigetragen haben, die Verbundenheit zu festigen und neu auszurichten: „Ich freue mich auf den Gegenbesuch im nächsten Jahr in Rendsburg. Wir werden Andrea Loose von der Stadt Rendsburg dabei unterstützen, eine Ausstellung über Ilon Wikland nach Rendsburg zu holen.“ Die mittlerweile 95-jährige Künstlerin, die viele Kinderbücher von Astrid Lindgren illustrierte, verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Haapsalu, bevor sie in Schweden zu Weltruhm gelangte. In vielen Büchern kann man Motive aus ihrer Jugend in Haapsalu wiederfinden.
Anfang Oktober wird die Reisegruppe zu einem öffentlichen Abend einladen (1.10., 19 Uhr, Gemeindehaus Parksiedlung in der Pastor-Schröder-Straße), um über ihre Eindrücke in Wort und Bild zu berichten und auch zu erzählen von den Impulsen zur Fortführung der Partnerschaft auf kommunaler und kirchlicher Ebene mit den Menschen auf der anderen, der estnischen Seite der Ostsee (die dort Westsee genannt wird). (Text: Henning Halver mit Material von Rainer Karstens und Sabine Rühmland)