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Telefon, Glocken, Internet

  • Die Glocken läuten, eine Kerze steht im Fenster und die Gemeinde ist im Gebet verbunden: Hier ein Bild aus Eckernförde. (Foto: Michael Jordan)

Altkreis Eckernförde – Am Sonntag läuten die Glocken um 10 Uhr – so weit, so normal. Aber in den Kirchen herrscht Leere, denn Gottesdienste dürfen in Zeiten der Corona-Krise nicht gefeiert werden. Regelmäßige Gottesdienstbesucher sitzen vor dem Fernseher oder dem Radio, vielleicht schauen sie auch einen Gottesdienst auf Youtube. Oder aber sie werden angerufen. So erging es vergangenen Sonntag mehreren Menschen in Osdorf, Felm und Lindhöft. Ihr Pastor Thomas Heik griff kurzerhand zum Hörer: „Ich habe während der Gottesdienstzeit mit allen mir bekannten regelmäßigen Gottesdienstbesuchern und -besucherinnen telefoniert und einen guten Sonntag unter schwierigen Verhältnissen gewünscht.“ Knapp zehn Minuten pro Anruf haben dem Pastor „einen guten Einblick vermittelt, wie es den Leuten zurzeit geht“, sagt Heik. „Und alle Angerufenen haben sich sehr gefreut.“ 

Auch Heiks Kolleginnen und Kollegen in anderen Kirchengemeinden greifen derzeit zu neuen Mitteln, um mit ihren Gemeinden in Kontakt zu bleiben. Ansprechbar über das Telefon sind sie alle. Und falls sie ein Gespräch gerade nicht annehmen können, läuft stets ein Anrufbeantworter. Alle wissen, wie wichtig Zuspruch gerade jetzt für Seniorinnen und Senioren ist. Denn deren gemeinsamer Kaffee und Klönschnack im Gemeindehaus fällt derzeit aus, sie bleiben zu Hause und sollten am besten, da vom Virus besonders gefährdet, noch nicht mal die Enkel sehen.

Für einige Gemeindeglieder ist jetzt das Internet der Ort, an dem sie ihrem Pastor oder ihrer Pastorin begegnen. Susanna Kschamer aus Kosel und ihr „Rabe aus der Kirche“ sind auf Instagram und Facebook zu finden, Michael Jordan aus der Kirchengemeinde St. Nicolai Eckernförde, Christian Bingel aus Owschlag sind beispielsweise auf Facebook und Instagram zu finden. Dort geben sie kleine Impulse oder berichten davon, wie sie in der Kirche Fürbitte für Ältere, Kranke sowie für Eltern und Kinder halten. „Ich bete allein in der Kirche“, erzählt Bingel, „nehme aber gern alle Gebetsanliegen mit, die mich erreichen.“

So macht es auch Kirsten Erichsen in Sieseby – „ohne Instagram allerdings“, sagt sie. Auch in der Kirchengemeinde Schwansen läuten sonntags um 10 Uhr die Glocken. „Sie rufen zu einem Gottesdienst, den wir zwar nicht gemeinsam in der Kirche feiern können, sondern räumlich getrennt – aber doch zusammen“, sagt Erichsen. „Von Sonntag an schicken wir Gemeindegliedern, die das wünschen, einen Gottesdienst zum Mitfeiern. Er oder sie kann dafür in einem unserer Pastorate oder im Kirchenbüro einfach seine Adresse oder Mail-Adresse angeben.“ Kosels Pastorin Susanna Kschamer schickt auf Anfrage auch gerne ihre jeweilige Predigt raus, die ansonsten auf der Website der Gemeinde nachzulesen ist. Auch die Kirchengemeinden Borby und St. Nicolai in Eckernförde verbinden sich am Sonntag im Gebet und in Altenholz finden sich zwei Mal in der Woche geistliche Impulse in Zettelkästen in Stift am Eivind-Berggrav-Zentrum und in Klausdorf am Ankergrund.

Das sonntägliche Geläut ist nicht die einzige Zusammenkunft im Geiste: Viele Kirchen von Osdorf über Sehestedt, Owschlag, Eckernförde bis nach Karby läuten jeden Tag um 18 Uhr – in Dänischenhagen, Kosel und Fleckeby um 19 Uhr – und rufen zum gemeinsamen Gebet auf. Viele Gemeindeglieder stellen dazu eine Kerze auf ihr Fensterbrett – eine kirchenkreisweite Aktion, die gerade angelaufen ist. „Auch so verbinden wir uns trotz räumlicher Trennung miteinander und mit Christus“, sagt Pastorin Peggy Josefine Kersten aus Waabs (Kirchengemeinde Schwansen). Zudem sind viele Gemeinden der Region eingebunden in die Einkaufshilfe für Menschen aus der Corona-Risikogruppe. 

Ansprechbar

Die Pastorinnen und Pastoren der Kirchengemeinden in der Region sind unter den bekannten Nummern weiterhin ansprechbar und freuen sich über ihren Anruf. Tourismuspastorin Brigitte Gottuk ist bis zum 7. April ergänzend montags bis freitags 9-13 Uhr und 15-18 Uhr unter 0151 / 27 15 72 45 zu erreichen. Die Nordkirche hat zudem eine Seelsorge-Hotline für die Corona-Krise geschaltet. Unter 0800 4540106 sind täglich zwischen 14 und 18 Uhr ausgebildete Seelsorger zu erreichen. Und die herkömmliche Telefonseelsorge ist natürlich auch in diesen Zeiten erreichbar: 0800/111 0 111 sowie 0800/111 0 222.

Kirche im Norden